Rodolfo Marincovich – Fotograf, Filmemacher, Dokumentarfilmer…

Fažana, an der Wende vom 19. in das 20 Jahrhundert ist sicherlich der am öftesten fotografierte kleine Ort in Istrien. Das verdankt der Ort ausschließlich Rodolfo Marincovich, dem Unternehmer, aber vor allem dem professionellen Fotografen und Filmemacher.
Zu dieser Zeit wurden auch so viele Ansichtskarten mit Motiven aus Fažana gedruckt, dass sich nicht einmal größere Städte oder mondäne Sommerkurorte damit messen konnten. Der Grund dafür liegt nicht nur in der Tatsache, dass Fažana der Hafen für Kupelwiesers Brioni Inseln war, sondern auch darin, dass sich die Familie Marinvonvich als Herausgeber betätigten. Diese Familie verstand früh, dass die Ansichtskarte, die ihre Blüte damals dank der Entwicklung des Tourismus und des Verkehrs erlebte, eigentlich Werbung für ihr Gastgewerbe und Hotelerieangebot war. Als Grundlage für diese schwarz-weißen und bunten Ansichtskarten dienten zahlreiche Fotografien von Rodolfo.
Obwohl Rodolfo aus Fažana gebürtig war, unterschreibt er sich Anfang des 20. Jahrhunderts als Fotograf aus Pula. Es ist bekannt, das er für das Studio Venus aus Pula arbeitete, das vielleicht auch in seinem Besitz war. Seit 1911 führte er ein Schreibwarengeschäft in der Via Giulia 1 in Pula, wo man neben Ansichtkarten und Fotografien Spielkarten, Billets für große christliche Feiertage, Büro- und Schreibzubehör kaufen konnte. In diesen Jahren kam neben den Motiven von Fažana noch eine Leidenschaft seinerseits dazu – die nachträglich kolorierten Aufnahmen istrischer Bauern in Volkstrachten und im authentischen Ambiente.
Beeindruckend ist jedoch die Tatsache, dass Rodolfo ein Mensch war, der in Pula den ersten Film drehte, produzierte und vorführte. Mit der Gründung des Unternehmens Adria-Film im Jahr 1913 begann seine Kariere als Kameramann von beweglichen Bildern, dank derer er die wichtigeren Ereignisse in der Stadt dokumentierte. Der erste Film „Fronleichnamsprozession in Pula“ wurde am 22. Mai 1913 aufgenommen. Die Vorführung begann schon vier Tage später in Pulaer Kino „Edison“ der Brüder Fragiacomo in der Via Sergi. Der nächste Film war „Die große Feier“ am 18. August aus Anlass des Geburtstages von Kaiser Franz Joseph. Noch zwei weitere Filme entstanden beim Begräbnis der verunglückten Matrosen und des Vizeadmirals bei der Explosion einer Kanone in der Bucht Saccorgiana in Pula. Im Mai 1914 drehte er einen Film über die Regatta der kaiserlichen und königlichen Jacht-Klubs in Pula.
Während des 1. Weltkrieges tat sich Rodolfo als Dokumentarfotograf hervor, indem er verschiedene Motive in Verbindung mit der Kriegsmarine aufnahm, wofür er die Erlaubnis der Militärregierung hatte. Eines der immer wieder auftauchenden Motive von Rodolfo Marincovich war das abgestürzte Luftschiff „Citta di Iesi“ im August 1915 . Das Luftschiff, mit dem die italienischen Militärmächte das Arsenal zu bombardieren beabsichtigten, wurde bei der kleinen Insel Porer zum Absturz gebracht. Marincovich nahm eine ganze Serie von Fotos dieses Luftschiffes auf, das auf dem Meeresweg bis zur Küste von Pula abgeschleppt wurde.
In der Folge und immer für Neues zu haben, bereicherte Marincovich sein Angebot und bot über das Studio Venus im Jahr 1916 Fotos für Personaldokumente an – innerhalb von 48 Stunden.

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